Ungeduld Des Herzens Schaubühne KritikDer Biograph, der Erzähler, der Menschenschilderer Stefan Zweig hat nur einen einzigen Roman geschrieben. Er greift darin die Thematik des Mitleids auf, deren falsche Form den jungen Leutnant Anton Hofmiller in einen Konflikt bringt. Edith von Kekesfalva, ein siebzehnjähriges gelähmtes Mädchen verliebt sich in ihn, ohne daß er ihr Gefühl erwidern kann. Doch ihre Zuneigung schmeichelt ihm. Der Arzt des Mädchens, dem deutlich wird, daß nur »das schwachmütige und sentimentale Mitleid, das eigentlich nur Ungeduld des Herzens ist«, den Leutnant bewegt, fordert seinerseits nun von ihm das »andere, das einzig zählt – das schöpferische Mitleid, das weiß, was es will und entschlossen ist, alles durchzustehen bis zum Letzten«. Anton Hofmiller glaubt formal und äußerlich der Verlobung zu genügen, ist aber unfähig, Edith auch nur einen einzigen Schritt wirklich entgegenzugehen, ja er streitet seinen Kameraden gegenüber sogar diese Verbindung ab. Inhaltsübersicht zu Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens. Die Seitenzahlen folgen der von Knut Beck im S. Fischer Verlag herausgegebenen Ausgabe. Sep 12, 2015 - Knapp, aber beschwingt bespricht Rezensent Oliver Pfohlmann die nun bei Manesse erschienene Neuauflage von Stefan Zweigs Roman 'Ungeduld des Herzens'. Einmal mehr folgt der Kritiker hier dem als Kriegsheld heimgekehrten Leutnant Anton Hofmiller, erlebt wie Zweig den äußerlichen Heroismus. Sein Schuldbewußtsein erwacht sofort, aber erst allmählich wird er bereit, Verantwortung zu tragen. Doch unglückliche Umstände lassen Edith erfahren, daß er sie verleugnet hat – da stürzt sie sich vom Turm. Anton Hofmiller lebt von nun an in dem Bewußtsein, daß »keine Schuld vergessen ist, solange noch das Gewissen um sie weiß«. Über Stefan Zweig. Die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz wurde von Jürgen Sawade von 1975 bis 1981 umgestaltet. (dpa / picture alliance / Hubert Link) Die Vorlage, ein Prosa-Text von Stefan Zweig, war bereits knapp aber virtuos vorbei am Schwulst geschrieben. Simon McBurneys Bühnenadaption nun nimmt Zweig zu ehrfürchtig beim Wort und heraus kommt: großes Pathos und ein Bühnenstück, das nur noch exaltierte Operette ist. Ungeduld Des Herzens HörbuchUngeduld Des Herzens Schaubühne![]() Jetzt also, kurz vor Weihnachten, wollen wir noch einmal tief hineinsteigen in die nostalgische Vergangenheit von edelmütigen Soldaten und tragischen jungen Damen, deren Liebe nicht erhört wird. Die Berliner Schaubühne macht Theater aus Stefan Zweigs Roman 'Ungeduld des Herzens', aus jener 1938 im englischen Exil entstandenen, trauervollen Rückbesinnung auf das zum Untergang verurteilte Habsburg mit seinem elegant beunruhigten Uniform- und Rüschenkleidpersonal. Zweig war damals schon der wohl altmodischste Erzähler unter den ganz großen, schrieb er doch einen Text, der ganz und gar verhaftet ist in der schönheitstrunkenen Stilsicherheit des 19. Es ist, vielleicht gerade deshalb, heute ein faszinierendes Erlebnis, den Roman noch einmal zu lesen, in seine Akkuratesse einzutauchen, seine forschende, aufgewühlte, virtuos am Schwulst entlang balancierende Sprachgewalt. Lesen sollte man den Roman – auf die Bühne bringen nicht. ![]() Das beweist ausgerechnet Simon McBurney, Starschauspieler, Hollywood-Gesicht und seit nunmehr dreißig Jahren einer der wichtigsten unabhängigen Theatermacher und Regisseure Englands. Simon McBurneys erste Arbeit mit einem deutschen Ensemble Seine erste Arbeit mit einem deutschen Ensemble, durchaus mit Spannung erwartet, beginnt als schlichte Hörspielrezitation: Die Schauspielerinnen und Schauspieler sitzen an Tischen, vor Mikrofonen, ansatzweise historisch bekleidet, und werfen sich in die langen, introvertierten, dialogarmen, also absolut untheatralen Erzähltexte Zweigs. Langsam nehmen sie ihre Rollen ein und Haltung an, gestalten Szenen, liefern Salonpantomime. Auf diese Weise rauscht eine gut zweistündige Zusammenfassung des ausladenden Werkes vor den Zuschauern ab, angereichert durch übersuggestive Musik, Geräusche und filmische Projektionen. Ein seltenes Paradoxon: So schlicht, ja karg die Anlage dieser Produktion daherkommt, so überladen wirkt sie doch von Anfang an. Alles muss ausillustriert und aufs Naivste bebildert werden. Wird vom großen Mond gesprochen, taucht er – Zack – als naturalistische Projektion an der Schaubühnenrückwand auf. Es mangelt auch nicht an kitschigen Sturmwolken, Landschaftsaufnahmen und historischen Fotografien. Und wenn es schwelgerisch werden soll in der tragischen Liebesgeschichte, in der sich ein Leutnant mit einer behinderten jungen Frau nur aus Mitleid verlobt, darf auch das Adagietto aus Mahlers fünfter Sinfonie nicht fehlen.
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Marzo 2019
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